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Abschiedsfahrt auf der Reiherstiegrunde

Es kann gut sein, dass der Schleusenwärter, der die Reiherstiegtore bedient, seinen Augen an seinem letzten Arbeitstag für diese Durchfahrt trotz Ankündigung nicht so recht traute. Knapp 40 Kajaks nähert sich am 31. Oktober im herrlichen Sonnenschein der Anlage, die einen Tag später für mehrere Jahre geschlossen wurde. Der bunte Haufen, aus mehreren Vereinen zusammengesetzt, feierte auf Initiative des WVS ein letztes Hurra für die Runde durch den südlichen Hafen. Dass die Süderelben und der KSH ihre Hausstrecke noch einmal fuhren, war natürlich Ehrensache. Aber auch aus Kaltehofe und von Blankenese waren Paddler angereist, um noch einmal den Rundkurs zu genießen.

Bei rund 18 Grad überhaupt kein Problem. Mit der Strömung war die Schleuse fix erreicht. Und siehe da: Alle Paddler passten gemeinsam in den engen Raum. Offenbar ist der Reformationstag auch einer der wenigen Gelegenheiten, bei denen im Hafen mäßig gearbeitet wird. Die Einzigen, die eine Wellen machten - und das nicht zu knapp - waren die See- und Freizeitkajaks, die vielen Einer und ein Zweier, rasante Eigenbauten und edle Holzboote.

Ein bisschen Wehmut kam dann doch auf, als der bunte Trupp den „Aurora“-Sonnenstern und den Rethespeicher passierte. Nach der Retheklappbrücke galt es dann gegen das jetzt wieder auflaufende Wasser die Elbe zu queren. Aber auch hier: Keine Manöver mit riesigen Containerschiffen, keine aufgeregten Lotsenschiffe und ruhiges Fahrwasser. Wer schon dachte, die Sonne sei ob der Zeitumstellung bereits untergegangen, freute hinter der Kurve über wunderbares Abendlicht, das den Industrieanlagen einen romantischen Anstrich verlieh.

 

Hinter der Kattwykbrücke teile sich dann der Pulk – die einen hielten sich links, die andern nahmen die weite Kurve und das Schiffswrack der 1951 gesunkenen „Mountbatten“ noch mit, bevor es wieder mit der Strömung gen Heimathafen ging. Auf den letzten Metern zum KSH mussten dann doch noch die Lichter angeschaltet werden – die Dämmerung kam schnell.

Die Reiherstiegrunde wird in den kommenden Jahren so nicht möglich sein, die Schleuse von 1904 soll bis zum 31.12.2027 neu gebaut werden. Wer ins Viertel will, muss also den Weg unter der Kattwykbrücke hindurch und an der Köhlbrandbrücke vorbei nehmen – und auch so wieder zurück fahren. Bei den zusätzlichen Kilometern heißt es: Gut mit der Tide planen! (Text: Britta / Fotos: Birgit, Gesa, Gilda)

Alsterkanäle im Herbst

Gar nicht genug kriegen konnte man im Oktober vom Wasser. Die Sonne, das bunte Laub, die frische Luft...Und so beschloss ein KSH-Trio am Tag nach dem Abpaddeln gemütlich auf der Alster zu gondeln.

Der Einstieg an der Rathenaustraße war schon mal etwas abenteuerlich, der als kanutauglich angepriesene Steg höher als gewohnt. Zur Not kam man aber auch direkt vom Land aus ins Boot. Und schon war man auf romantischen Wasserpfaden. Rotes, oranges und noch grünes Laub spiegelte sich in den glatten Flächen, immer wieder war das Ufer von pittoreskem alten Gemäuer, Türmchen und Brücken gesäumt. Je weiter es Richtung Außenalster ging, desto schicker die Villen. Wobei: Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten...

 


An der Außenalster ging's am eng besetzten „Bobby Reich“ vorbei - wie schön, wenn man da im Kajak etwas Abstand halten kann. Auf Suche nach einem Rundkurs dann via Rondeelkanal in den dschungelartigen Goldbekkanal. Zum Glück waren die als giftig verschrienen Alsterschwäne milde gestimmt, denn so richtig ausweichen konnte man ihnen dort nicht mehr. Ein lichter Durchgang und schon war die kleine Gruppe auf dem Stadtparksee – und in einer Sackgasse, wo auch der Herr vom Tretbootverleih keine Alternative anbieten konnte.

 

 

Also die Kajaks gewendet und auf dem gleichen Weg wieder entspannt zurück und die Schönheiten aus neuer Perspektive betrachtet. Doch inzwischen drückte auch die Blase. Die hohen Mauern am Ufer hatten zwar Trittleitern zum Aussteigen, aber viel Schutz zum schicken Leinpfad gab es da nicht. Also durchhalten, bis als Retter in der Not der Steg vom ACC auftaucht. Was für ein Glück! Der Sprint in die Keramikabteilung wurde dann auch noch mit leckerem Schokokuchen belohnt. Das sind echte Paddlerkollegen!

Gemächlich dann die letzten Kilometer zur Einstiegsstelle unter einem blauen Himmel und mit großstädtischem Treiben am Ufer: Hier wurde auf einem Steg geboxt, dort in der Sonne gebadet, in der Parks flaniert und Eis gegessen.

 

 

Und dann war er wieder da, der etwas zu hohe Steg... Nachdem die ersten zwei mit dem Ausstieg scheiterten, opferte sich heldenhaft die dritte Paddlerin (Christa!) - und plumpste prompt ins Wasser. Unbeirrt zog sie ihr Kajak an Land und leistet den anderen beiden, die somit trocken davon kamen, Hilfe. Einmal tief durchatmen, dann flux die Boote wieder verladen und sowas von entspannt nach einem perfekten Tag wieder Richtung KSH. (Text & Fotos: Britta)

Prävention sexualisierter Gewalt im KSH

Sexuelle Übergriffe im Sport – ein heikles Thema mit schwimmenden Grenzen, oft schwer vermittelbar und für Betroffene manchmal auch gar nicht in Worte zu fassen. Und gerade deswegen so wichtig. Gut, dass auch der KSH jetzt eine PSG-Beauftragte hat. Im Gespräch erklärt Julia Weiß (32), was es damit auf sich hat.

 

Julia, Du bist unsere PSG-Beauftragte. Was bedeutet das?

PSG steht für Prävention von und Intervention bei sexualisierter Gewalt. Es gab und gibt genug Fälle, die nicht frühzeitig aufgeklärt oder gemeldet wurden. Deswegen hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) über ihre Mitgliederverbände alle Vereine, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, dazu verpflichtet, einen Ansprechpartner zu stellen. Für uns hat die Hamburger Sportjugend die Richtlilien erläutert und uns in Bezug auf Prävention und Aufklärung geschult. Und die betrifft natürlich nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern jedes einzelne Vereinsmitglied.

Warum ist das für uns als Verein so wichtig?

Wir sind ja ein sehr kleiner Verein, in dem fast jeder mit jedem Kontakt hat. Und das Thema Sexualität und Übergriffigkeit macht verletzlich. Umso wichtiger, dass wir Position beziehen und einen geschützten Rahmen schaffen, der zeigt, wie wir miteinander umgehen wollen. Damit wir eine gute Gemeinschaft sind, in der sich jeder wohlfühlt und sich auch traut, etwas zu sagen. Und der andere die Chance hat, über die Situation nachzudenken. Das macht ein echtes Miteinander aus und das wollen wir ja im KSH. Gerade auch, weil bei uns so viel freiwillig geleistet wird. Wenn wir auf die Art bewusster in Kontakt gehen und in Kontakt bleiben, ist das eine Chance, den Blick für unsere Umwelt zu erweitern - ganz unabhängig vom Sport.

Im Sport wird ja berührt, Z.B. bei Einweisungen, beim Kajak justieren. Wo ist die Grenze? Wo fängt sexuelle Übergriffigkeit an?

Intimsphäre und persönliche Schamgrenzen sind sehr unterschiedlich und individuell. Deswegen ist es so wesentlich, dass jeder sich jederzeit trauen kann, Unsicherheiten anzusprechen. Und für Trainer ist es wichtig, das Machtgefälle im Blick zu haben. Konkret heißt dass, auch selbst nachzufragen, ob man Grenzen bei seinem Gegenüber berührt. Aber auch ganz offen zu sagen, wo eigene Grenzen liegen. Das ist nicht einfach und geht auch manchmal nicht sofort. Man muss erstmal die Worte dafür finden, was da in einem vorgeht. Schön wäre natürlich, wenn sich jeder bei uns im Verein so gut aufgehoben fühlt, dass er oder sie die Situation im direkten Kontakt klären kann. Das ist aber natürlich ein Ideal. Und wo das nicht möglich ist, oder es einer Vermittlung bedarf, bin ich da.

Was hast Du für einen Hintergrund?

Ich bin gelernte Erzieherin und arbeite in einer psychiatrischen Mutter-Kind-Einrichtung. Dort habe ich viel mit Kindern und Erwachsenen zu tun, die Übergriffigkeit erlebt haben. Ich sehe immer wieder, wie sehr es daran krankt, dass man sich dem Gegenüber nicht mitteilen kann, dass man nicht klar sagen kann: Das möchte ich nicht. Weil es eben keinen Schutzraum gibt, weil man die eigenen Grenzen vielleicht auch nicht so wahrnimmt, keine Worte findet oder auch sich nicht zutraut, die Verantwortung für sich und die Situation zu übernehmen.

Hast Du für den KSH eine spezielle Schulung gemacht?

Ich hatte im Mai 2022 eine mehrstündige Weiterbildung bei Martin Zietlow von der Deutschen Sportjugend und dem Hamburger Kanuverband. Besonders gefreut hat mich, dass ich dort nicht alleine saß, sondern dass ganz viele Vereinsmitglieder die Chance genutzt haben, sich für die Thematik zu sensibilisieren. Wir haben viel über die Möglichkeiten gesprochen, sich selbst zu schützen, aber auch über die Hintergründe, um ein Schutzkonzept für den Verein aufzubauen. Darum kümmert sich mit mir zusammen Volker Knief. Als erste Maßnahme haben wir zum Beispiel die Notfallnummer von Zündfunke e.V. in den Toiletten ausgehängt, falls man sich lieber anonym melden möchte. Die stehen uns auch als Fachstelle beratend und unterstützend zur Seite. Und wer Interesse an einer Fortbildung hat, kann sich gerne an Martin Zietlow (040-7375560, montags 16-18 Uhr) wenden - er bietet regelmäßige PSG-Kurse an.

Wie kann man Dich erreichen?

Ich bin persönlich, telefonisch, schriftlich erreichbar. Eine Mailadresse und Telefonnummer sind noch in Planung und werden bald auf unsere Website bekannt gegeben.

(Interview: Britta/ Fotos: Julia/Britta)

In letzten befahrbaren Monat für die kommenden drei Jahre zeigt sich die Reiherstiegrunde von ihrer besten Seite:
Sonne, spannende Schiffsmanöver mit Schlepperballett und eine kleine Sensation: Eine Robbe, die neugierig unsere Kajaks umrundete (Text/Bilder: Britta)

Abpaddelnd oder Anpaddeln?

So ganz war das nicht klar, als das vorletzte Oktoberwochenende mit frühlingshaften 18 Grad und Sonne satt aufwartete. Auch die Kleiderfrage gestaltete sich schwierig – die Einen entscheiden sich für Shorts, die Anderen für den Trockenanzug (Dress for Water!) die Dritten verluden einfach einen halben „Koffer für alle Fälle“ im Kajak.

Und schon ging es los, mit acht Einern und einem Zweier auf der traditionellen Route gen Rosenweide. Schön mit der Strömung und ohne viel Schiffsverkehr eine entspannte Fahrt. Reiher kreuzten die Elbe, die Gänse zogen in Scharen gen Süden und kurz nach der ersten Querung kreiste das Seeadlerpärchen vom Heuckenlock über den Paddlern.

In Rosenweide angekommen wurde flux ein Boot zum Büffet-Tisch und massig selbstgemachte Leckereien aufgefahren: Russische Kekskringel und Flammkuchen in zwei Varianten, Quiche und Schokokuchen, ja, sogar das ein oder andere Stück Weihnachtsgebäck mundeten am Picknickplatz.

Nach einer halben Stunde wurde es dann aber doch etwas kühl und es drängte den Trupp wieder zur Bewegung auf dem Wasser – dank bester Planung auch jetzt wieder mit der Strömung gen KSH. Und in neuer Besetzung: Die Option, zur Rosenweide zu Radeln und dann ein Kajak zu übernehmen war gerne genommen.

Knapp einen Kilometer vor dem Ziel klärte sich dann die Frage nach der Jahreszeit: Kalter Regen und Wind machten klar: Ja, es geht gen Herbst. (Text: Britta/ Fotos: Birgit, Britta, Caro)

Mit den KSH zum Priwall

Sieben Erwachsene und zwei Kids (noch nicht paddelfähig) machten sich am Freitag auf den Weg über die Autobahn zum Außenstützpunkt des Kanusports Lübeck. Angesichts der Wettervorhersage mit Gewittern und Dauerregen schon etwas wagemutig. Zurückblickend lag diese aber zu unserem Glück komplett daneben.

Einen tollen Platz fanden wir dort vor. Er liegt sehr idyllisch und doch mittendrin im Geschehen. Am Freitagabend absolvierten wir gleich noch eine Abendrunde auf der Ostsee. Am Passathafen und der Passat vorbei, zum wunderbaren Strand des Priwalls. Das Beste waren die Wellen. Es war bei einigen hohe Konzentration gefordert, um die gut abzureiten. Andere hingegen nahmen sie ganz locker und riefen "mehr Welle". Kurz vor der Dämmerung waren wir zurück und stärkten uns auf dem schönen Platz. Die großen Fähren konnten wir genau beobachten und die Lichter der gegenüberliegenden Seite von Travemünde boten uns eine herrliche Silhouette.

Am Samstag, nach einem ausgiebigen Frühstück, entschlossen wir uns zu einer großen Runde „rund Priwall". Der erste Abschnitt auf der Ostsee, dann mussten wir ca. 800m umtragen, bzw. die Bootswagen ausprobieren. Am Strand war es mühsam, besonders wenn die Bootsreifen eher klein und schmal geraten waren und sich tief in den Sand eingruben. In der Trave wieder eingesetzt und noch ein Stück diese erst auf- und dann hinabgepaddelt und auf die andere Seite und zurück zum Passathafen. Große Fähren passieren, Segler fahren Richtung Ostsee und wir mittendrin.

Am Nachmittag spielten die Wellen mit uns und wir mit ihnen (heute waren sie gut beherrschbar) und einige unserer Paddler genossen ausgiebig die warmen Temperaturen der Ostsee. Sie rollten, stützen, stiegen ein und aus, andere spielten nur in den Wellen. Währenddessen spielten die Kids am Strand, die Eltern wechselten sich in der Betreuung ab so daß alle mal aufs Wasser konnten. Der Beweis für die Vereinbarkeit von Familie und Kanusport wurde somit erbracht.

Am Sonntag gab es zwei, die schon um 6:00 Uhr die Sonne aufgehen sehen wollten, leider wollte sich die dicke dunkle Wolke nicht rechtzeitig verziehen. Das tat der Stimmung auf dem Wasser keinen Abbruch. Zum Frühstück aber schien die Sonne wieder. Die Sonne und angeregte Gespräche ließen uns beinahe vergessen daß wir noch aufs Wasser wollten. Aber dann ging es doch noch los. Dieses Mal wurde die Westseite der Bucht erkundet. Der Wind kam aus West und deckte die See am Ufer ab. Wellen und Dünung konnten weiter draußen genossen werden. Es scheiden sich die Geister ob es auf Hin mit Wellen von vorne oder auf Rück mit schiebenden Wellen von schräg hinten mehr Spaß gemacht hat. Einigkeit herrschte dann wieder an dem Punkt daß ein bisschen Auf und Ab mehr Spaß macht als Windstille und Ententeichbedingungen. Seekajaks wollen schließlich artgerecht bewegt werden!

Eins ist sicher nach dem rundum gelungenen Wochenende: Der Priwall wird uns wieder sehen (Text: Birgit & Karsten/ Bilder: Birgit, Karsten & Roman).

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